Montag, 1. Februar 2010

Logische Fehlschlüsse (11) – Naturalistischer Fehlschluss

Beschreibung: Eine These wird als wahr betrachtet, weil sich korrespondierende Beispiele in der Natur finden lassen.

Logische Struktur: A kommt in der Natur vor, deswegen ist A wahr/erstrebenswert.

Beispiel: „Monogamie ist natürlich und daher der einzig richtige Weg.“ oder „Menschen sind biologisch gesehen Allesfresser und deswegen ist Fleischkonsum moralisch gerechtfertigt.“

Der naturalistische Fehlschluss wird fast ausschließlich bemüht, um Handlungsweisen moralisch zu bewerten. Selbstverständlich übersieht der Benutzer dieses Fehlschlusses vollkommen, dass uns die Natur nicht vorschreibt, wie wir zu leben haben. Vielmehr können (und müssen) wir selbst bestimmen, nach welchen Gesetzen und mit welchen Umgangsformen wir leben wollen.

Die wohl abartigste Variante des naturalistischen Fehlschlusses ist es, diesen zu einer gesamten Ideologie namens Sozialdarwinismus auszubauen. Dieser behauptet nämlich, dass wir in einer Kultur des „survival of the fittest“ leben und zu leben haben. Denn was in der Zoologie richtig ist, muss auch in der Politik wahr sein.

Im Gegensatz zum Sozialdarwinismus wird es allerdings lustig, wenn sich der naturalistische Fehlschließer auf kontrafaktische Naturbeobachtungen beruft. So ist zum Beispiel Homosexualität nicht unnatürlich, sondern im Gegenteil sehr weit verbreitet. Nach meiner dunklen Erinnerung an eine Episode des skeptics guide to the universe kommt Homosexualität bei 99% aller Tierarten vor.